
Was ist IML?
Lukas Kühlechner
Ein International Mountain Leader (IML) ist eine Wanderführerin oder ein Wanderführer, der gemäß den Anforderungen der UIMLA ausgebildet und bewertet wurde. In Österreich bietet derzeit der Vorarlberger Bergführerverband diese Zusatzausbildung für Wanderführer an.
Die IML-Qualifikation ermöglicht es dem Inhaber, Gruppen in vielen verschiedenen Regionen auf der ganzen Welt zu führen. IML´s dürfen keine Touren auf Gletschern anbieten sowie keine Touren bei der die geplante Verwendung eines Seils erforderlich ist.
IML´s sind jedoch die Profis für Alpenüberquerungen, Höhenwanderungen, Trekkings und Schneeschuhwanderungen, sofern kein alpiner Schwierigkeitsgrad vorhanden ist.
Sommerkurs Lehrgang #4
Im September 2021 fand der Sommerkurs des 4. Lehrgangs mit dem Ausbildungsteam aus Vorarlberg statt. Das Ziel war es, nach einer selbstständigen Tourenplanung durch jeden der 8 Teilnehmenden, einen sinnvollen und interessanten Weg von der Silvretta (Bielerhöhe, AT) nach Tirano (IT) zu finden und zu führen.
Am 19.9.21 fanden sich die Teilnehmenden aus Österreich, der Schweiz und Deutschland im Gasthof Piz Buin ein. Nach einem gemeinsamen Briefing von den Ausbildern und Bergführern Hanno Dönz und Lukas Kühlechner, wurden einige technische Kniffe von der grundlegenden Seilhandhabung in Notfällen, der Orientierung und Aufgaben in Erste Hilfe wiederholt.
Noch am Abend wurden die Führungspersonen für den kommenden Tag eingeteilt. Diese hatten die Aufgabe, jeweils den nächsten Tag für die gesamte Gruppe zu planen und auch bis zum Ende des Tages zu führen. Während jedes Tages wurden verschiedene Übungsszenarien eingebaut und mit Fallbeispielen geübt. Somit hatte jeder Auszubildende die Möglichkeiten, sein Können unter Beweis zu stellen. Geprüft wurden täglich die Hauptthemen Tourenplanung, Orientierung, Führung, 1. Hilfe und den Einsatz des Seils im Notfall (z.B. eine vereiste Stelle am Weg — Fixseil für die Teilnehmer) und natürlich die Wegfindung, sowie der Umgang mit der Gruppe.
Über alle Berge
Tag 1:
Von der Bielerhöhe führte uns der Weg entlang des Silvretta-Stausees zur Wiesbadener Hütte. Von dort ging es weiter zum Vermuntgletscher, wo die beiden Ausbildner die Führung kurz übernehmen mussten, um den Gletscher zu überqueren. Über den Vermuntpass führte der Weiterweg hinunter zur Chamanna Tuoi im gleichnamigen Val Tuoi. Eine willkommene Erleichterung war die Fahrt mit den Trottinetts hinunter bis nach Guarda, von wo wir mit dem Zug nach Scuol weiterfuhren.
Tag 2:
Von Scuol fuhren wir ein kurzes Stück mit dem Bus bis in das Val S‑charl an den Rand des Schweizerischen Nationalparks. Durch das Val Mingér stiegen wir hinauf bis zur Anhöhe Sur il Foss, von wo aus wir weiter bis zur Fuorcla Val dal Botsch aufstiegen. Der Weiterweg hinab zum Ofenpass war besäumt von Bergföhren und sehr interessanten Geologischen Formationen mitten im Nationalpark.
Tag 3:
Der Start in Buffalora kurz unter dem Ofenpass erfolgte noch im Hochnebel, welcher sich aber schnell lichtete. Bei der Fuorcla dal Gal überquerten wir die Grenze nach Italien und stiegen hinab bis zum hintersten Ende des Lago di Livigno. Dem Val del Gallo folgten wir bis zum Lago di San Giacomo di Fraele, wo wir im Refugio di Fraele nächtigten.
Tag 4:
Entlang des großen Stausees gelangten wir ins Val Pettini, von wo aus wir über schönste Alpwiesen hinaufstiegen bis zum Lago Negro. Einige der Teilnehmer konnten es nicht auslassen an diesem herrlichen Herbsttag auf 2550 m baden zu gehen. Der Weiterweg führte uns später hinunter ins Valle di Foscagno, danach ging es mit dem Taxi bis Arnoga, um den Anstieg zum Refugio Federico abzukürzen.
Tag 5:
Vom Refugio mi Val Viola starteten wir frühzeitig, um über den Passo Dosdé und den Passo Vermolera die längste Etappe unserer Tour zurückzulegen. Immer wieder hielten wir an den ruhigen klaren Bergseen, um die Füße oder komplett unterzutauchen und uns zu erfrischen. Der Abstieg führte uns hinunter zum kleinen Örtchen Malgehra mit seinen typischen Steinhäusern.
Tag 6:
Vorbei am Lago di Malgehra ging es hinauf zur Forcola die Sassilgion an der Schweizer Grenze. Dort machten wir einen Abstecher durch etwas schwierigeres Gelände auf den Piz Sassiglion, um die Grenzen der Tätigkeit für alle Teilnehmer deutlich zu machen. Der Weiterweg führte uns über einen Grat und weiter über steile Grashänge hinunter zu den Lärchen im Val Poschiavo. Oberhalb des Lago di Poschiavo nächtigte wir im bekannten Örtchen San Romerio.
Tag 7:
Nicht ganz so früh wie in den letzten Tage starteten wir nach dem Frühstück zur letzten Etappe hinunter nach Tirano. Vorbei an alten und teilweise zerfallenen Steinhäusern, über unzählige Terrassen von ehemaligem Wein und Getreideanbau stiegen wir ab in eine andere Klimazone. Die Umgebung wurde immer grüner und fruchtbarer. Schließlich erreichten wir gegen Mittag die Weinberge von Tirano. Nach einem guten italienischen Mittagessen und einem Cappuccino suchten wir den Bahnhof.
Mit dem Bernina-Express ging es die gesamte Strecke wieder zurück nach Chur und wieder heim nach Vorarlberg.
Vielen Dank für die tolle Führung durch alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Im November 2021 werden diese die Abschlussprüfung zum IML bestimmt mit Leichtigkeit schaffen.
Weitere Informationen zur IML Ausbildung findest du auf der Website des Vorarlberger Bergführerverbandes.
Text und Fotos: Lukas Kühlechner — Firmalpin GmbH